Céline, Louis-Ferdinand: „Mea culpa“ und „Das Leben und Wirken des Arztes Ph. I. Semmelweis“

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Louis-Ferdinand Céline: „Mea culpa“

und

Das Leben und Wirken des Arztes Ph. I. Semmelweis“

Nachdruck der 1937 im Verlag Julius Kittls Nachfahren, Leipzig/Mährisch-Ostrau erschienenen deutschen Übersetzung zweier Werke des französischen Autors.

Antiquarisch nicht erhältlich! – Erscheint exklusiv nur beim Schelm im Winter 2024/25.

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1941 schrieb Céline an seinen Schriftstellerkollegen Jean Cocteau: „Rassenvernunft übertrifft bei mir Kunstvernunft oder Freundschaftsvernunft. Sind Sie […] Antisemit? Darauf kommt alles an.“

 

Hinführung zum Thema:

Louis-Ferdinand Céline (* 27. Mai 1894 als Louis Ferdinand Auguste Destouches in Courbevoie, Département Seine; † 1. Juli 1961 in Meudon) war ein französischer Schriftsteller und promovierter Arzt. Bekannt wurde er 1932 durch den Roman „Reise ans Ende der Nacht“. Vom französischen Chauvinisten und Kosmopoliten entwickelte er sich als analytisch denkender Mensch und klinischer Hygieniker zum Antisemiten. Diese Einstellung und seine Zusammenarbeit 1940–44 mit den deutschen Befeiern vom Pariser Juden- und Freimaurerregime der III. Republik haben in Frankreich bis heute keinen Einfluß auf die Wertschätzung seines Werks.

I. „Mea culpa“ ist die erste der vier Kampfschriften von Louis-Ferdinand Céline. Sie erschien 1936 im Verlag Éditions Denoël et Steele (später Denoël) im selben Jahr wie Célines zweiter Roman „Tod auf Kredit“ (frz., „Mort à crédit“). Diese kurze Schrift wurde gleich nach Célines Reise in der UdSSR verfaßt. In diesem beißenden Pamphlet legt Céline seine Ansicht der Natur des Menschen dar. Er verwirft sowohl den Kollektivismus als auch den Materialismus.

Im Gegensatz zu André Gide, der zur selben Zeit wie Céline die Sowjetunion bereiste und in „Retour de l’U.R.S.S.“ (dt., „Zurück aus der UdSSR“) seine Eindrücke schilderte, handelt es sich bei „Mea culpa“ nicht um einen Reisebericht. Céline beschreibt keine Einzelheiten, sondern gibt seiner Enttäuschung über den Kommunismus unter Stalin in aggressiven Wortfetzen Ausdruck.

Nach Céline wollen die Ideologien einen neuen Menschen schaffen und scheitern. Der Mensch sei nun mal kein positives Wesen im Sinne von Jean-Jacques Rousseau, sondern er sei verdorben und schafft aus sich selbst heraus Elend, Krieg und Unterwerfung. Der Versuch des Kommunismus, einen neun Menschen zu schaffen, scheitere kläglich an der Natur des Menschen. Jede Ideologie mit der Heilserwartung auf ein „gelobtes Land“ hin sei Betrug. Céline verurteilte jedes Versprechen auf eine bessere Welt, gleich ob durch Faschismus, Kommunismus oder Christentum.

Gides und Célines Schriften führten zu einem Riß in den intellektuellen Kreisen Frankreichs. Viele wandten sich nun von Stalin und vom Sowjetkommunismus ab.

Eine Leseprobe:

Das Volk ist der König! ... Der König hat es geschafft!

Ähm, das geht! Aber mir fehlt das Hemd! ... Ich spreche von Rußland. Wenn Du in Leningrad, in die Nähe der Touristen-Hotels kommst, versucht man Dir alles abzukaufen, von Kopf bis Fuß, von dem Kragen bis zur Sohle.

Der im Wesen des Menschen liegende Individualismus führt die ganze Farce an, untergräbt alles, korrumpiert trotz allem alles.

Ein rasender, wütender, meckernder, unschlagbarer Egoismus durchtränkt, durchdringt das bereits schreckliche Elend, sickert durch und macht es noch viel stinkender. …

Warum verdient der schöne Ingenieur 7.000 Rubel im Monat? Ist von Rußland die Rede, und die Putzfrau erst 50? Magie! Man ist eben ein Schwein! Drüben so wie gestern!

Warum kostet das Paar Schuhe 900 Franken? Und eine elende Neubesohlung (ich habe sie gesehen) 80?

Was ist mit den Krankenhäusern? Der Kreml und die Säle für Touristen sind nicht enthalten. Die ewigen sind ehrlich gesagt schäbig! Mehr zu normalen Budgets erfahren Sie hier. Ganz Rußland lebt von einem Zehntel eines normalen Budgets, ausgenommen die Polizei, das Propaganda-Ministerium, die Armee ...

Das ist alles nur eine weitere Ungerechtigkeit, die unter einem neuen Namen firmiert, der noch schrecklicher ist als der alte.

Der Mensch ist ungefähr so weit menschlich wie das Huhn fliegt. Wenn es einen harten Schlag bekommt, weil es von einem Auto getroffen wird, das es hochwirft, dann fliegt es bis zum Dach, stürzt aber sofort wieder in den Morast ab, um dann im Misthaufen weiter zu picken. Das ist seine Natur, danach strebt es. Für einige in der Gesellschaft ist es genau das Gleiche. Wir hören auf, so tief im Mist zu stecken durch einen Schlag einer Katastrophe. Wenn sich alles wieder einigermaßen beruhigt hat, galoppiert die Natur wieder los. Aber jetzt haben wir eine Revolution, die bereits in den Kinderschuhen steckt.“

II. „Leben und Werk des Philipp Ignaz Semmelweis“ (frz., „La vie et l’oeuvre de Philippe-Ignace Semmelweis“), zugleich Célines Dissertationsschrift, 1924. Neuausgabe: Edition Age d’Homme 1980.

1918 nahm Céline ein Studium der Medizin an der Universität Rennes auf. Da sein Plan, Chirurg zu werden, aufgrund einer Kriegsbeschädigung nicht zu verwirklichen war, spezialisierte er sich auf Seuchenmedizin. 1924 wurde er mit einer Dissertation über Ignaz Semmelweis promoviert, die aus heutiger Sicht wie ein eigenwilliger Roman und nicht wie eine wissenschaftliche Arbeit wirkt. Da er aber aus seiner Zeit als Kriegsheld noch öffentliches Ansehen genoß und seine Geschicklichkeit im Umgang mit Patienten unleugbar war, verlieh man ihm den Doktorgrad und die Approbation zum praktischen Arzt. 1936 wurde seine Dissertation mit unwesentlichen Änderungen als literarisches Werk veröffentlicht.

Zum Autor:

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Bibliographische Daten:

94 Seiten, Format: DIN A 5, Festeinband mit Fadenheftung, gedruckt auf 140 g/qm Werkdruckpapier Agrippina der Gmunder Papierfabrik.

€ 25,--

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